38  Bonaventura de Coburch/Rabbi Seligman/Isaak

Bonaventura de Coburch/Rabbi Seligman/Isaak

[1] Geboren kurz nach 1400; 1425 in Treviso; 1428 Heirat mit Jentlin, Tochter des Konstanzer Juden Lazarus. 1428–1431 war B. in Konstanz als Geldverleiher. 1430 wird er in Konstanz inhaftiert. Am 13. Januar 1430 bezeichnet ihn der venezianische Doge Franciscus Foscari in einem Schreiben an die Stadt Konstanz als seinen subditus , wohnhaft in Treviso, und bat um dessen Freilassung. Die Festsetzung in Konstanz steht im Zusammenhang mit einer Ritualmordbeschuldigung in Ravensburg 1429. 1430 nach der Entlassung erfolgte sein Umzug nach Ulm. 1435 ist er als habitator in civitate Ulmi de Alemania belegt. Er verstarb nach 1454.

[2] Vor 1427 beteiligt an der Bank des Josep, Bruder des ↗ Aberlin, in Vicenza, gemeinsam mit zahlreichen anderen Juden: ↗Anselmus filius Lazari,↗Mathis de Costantia , Beniaminus filius Calimani, ↗Zuschinus de Francoforte , Moyses und Josep aus Castelfranco, Salomon aus Erfurt, Angelus filius Isac de Mestre , Maier filius Manni de Mestre und Judas Teodorus de Marostica . 1427 an einer »condotta« in Verona gemeinsam mit Benedictus Rubin, einem Lazarus, Sohn des Samuel von Coburg, und der Schwester des Lazarus, Jutta, beteiligt. Am 16. Mai 1435 Beteiligung an einer »condotta« in Vicenza.

[3] Sohn des Abraham von Coburg und der Mina, Mann der Jentlin, Tochter des Lazarus v. Coburg, die 1425 in Treviso bei ihrem Bruder ↗Mathis lebt (vor ihrer Hochzeit 1428) . B. ist Bruder der Sara und des Jekel v. Schweinfurt; er ist Schwager des Lazarus von Coburg. Söhne: Jakob von Ulm, ↗Moyses (1453 in Treviso und 1474 in Mestre) und Abraham (dieser war 1486/87 Geldverleiher im Domviertel von Padua) . Schwiegervater des Maier/Man. Für seine Frau Jentlin sind Geldgeschäfte in Konstanz vom Mai 1423 bis zum 7. Juli 1425 belegt, dann muß sie nach Treviso gereist sein, um sich in die Liste der dort lebenden Juden eintragen zu lassen (13. Juli 1425). Schon am 7. September 1425 ist sie wieder zurück in Konstanz, wo weitere Geldgeschäfte bis zum Jahr 1434 belegt sind. Ähnlich verhielt sich auch ihr Bruder ↗Mathis. Bonaventura ist wohl auch Vater eines Lazarus (= Lazarus q. magistri Bonaventure tunc iudei de Ulmo, der 1457 in Belluno lebt).

[4] Geldverleiher

[5] d) Jeschiwa in Ulm, an der gleichzeitig um 1440 die späteren Rabbiner ↗Abraham Schlettstadt, Jechiel und Menachem Man Bacharach weilten.

[6] B. besaß in Ulm das wertvollste Judenhaus und betrieb Geldgeschäfte. 1444 und 1453 erhielt er ein fünfjähriges Privileg von Friedrich III. In Ulm führte er einen langjährigen Streit mit dem dortigen Gelehrten Simlin. Er leitete eine Jeschiwa und war selbst wohl ein Schüler Jakob Molins und Meisterleins in Wiener Neustadt.

[7] Laut GJ ist er identisch mit dem scriba Zeligman, der 1425 in Treviso lebte. In der GJ wird dieser allerdings Anschel von Marburg zugeordnet. Dies ist falsch, der scriba Zeligman war bei Benedictus Calimani tätig, ob er dennoch mit Bonaventura identisch ist, ist unwahrscheinlich. Die Liste von 1425 nennt den Haushalt von seinem späteren (Heirat mit Jentlin erst 1428) Schwager Mathis, bei dem 1425 auch Bonaventuras Frau Jentlin (Gent) und die Frau des Mathis, Jutta, wohnen. Bonaventura wird dort nicht aufgelistet. Erst im Dezember 1425 ist er in Treviso belegt.

[8] Coburg


  1. GJ III, 2 (), S. 1506 f. Dieser Artikel enthält umfangreiche, jedoch nicht immer ganz korrekte Informationen zur Person Bonaventuras/Seligmans.↩︎

  2. GJ III, 2 (), S. 1506 f.↩︎

  3. BibCap, AP (), scat. 7, q. 1425, 23r.↩︎

  4. GJ III, 2 (), S. 668.↩︎

  5. GJ III, 2 (), S. 669.↩︎

  6. Stadtarchiv Konstanz (), Urkunde Nr. 8313.↩︎

  7. GJ III, 2 (), S. 1506 f.↩︎

  8. Ebd. In Ulm hatte er einen über mehrere Jahre dauernden Streit mit dem Vorsteher Simlin.↩︎

  9. Vgl. Nardello, Prestito (), S. 87 und S. 120 (Doc. III) und Carpi, L’individuo (), S. 126.↩︎

  10. GJ III, 2 (), S. 1506 f.↩︎

  11. ASVic, uff. reg. (), 1427-IV, 50v; 1426-VI, 62r; 1427-III, 552r; 1427-V, 550v (frdl. Hinweise von Dr. R. Scuro).↩︎

  12. GJ III, 2 (), S. 1519 Anm. 246. Jutta ist nicht identisch mit Jentlin, wie GJ III, 2 (), S. 1519 Anm. 246 andeutet, da Jutta die Tochter eines Samuel ist, Jentlin hingegen eines Lazarus, vgl. Borelli, Momenti (), S. 283 und GJ III, 2 (), S. 668. Für folgende Hinweise danke ich Dr. Vito Rovigo, Verona: 1430 ist in Verona, in der contrada S. Sebastiano eine Iuta q. Samuelis, uxor Iacobi de Arseat, de Mantua nunc Verone belegt. 1425 ist in der contrada S. Quirico ein Lazarus q. Samuelis de Herfurt de Mantua belegt; 1432 ist dieser in der contrada S. Sebastiano wohnhaft. 1434 ist er in der contrada Pigna zu finden. Ein Benedictus q. Rubini de Mantua de Urbino ist 1427 in Verona in der contrada S. Sebastiano belegt; ein weiterer Benedictus q. Robini de Francia (de Sabaudia) 1429 in derselben contrata, 1426 ist ein Benedictus q. Robini de Sabaudia in der contrada S. Quirico belegt. Auch ein Bonaventura q. Robini de Francia, habitator Turin ist 1429 in der contrada S. Sebastiano nachgewiesen; möglicherweise handelt es sich um den Bruder des Benedictus. Ein Bonaventura de Ruen (= Ruben) ist zwischen 1424 und 1428 in Turin und Moncalieri nachgewiesen; vgl. The Jews in Piedmont (), I, Nr. 97, 106, 113, 128, 141, 142, 146.↩︎

  13. Nardello, Prestito (), S. 87 und S. 120 (Documento III).↩︎

  14. Möschter, Juden (), Quelle 21.↩︎

  15. Wie Anm. 2.↩︎

  16. GJ III, 2 (), S. 1519 Anm. 243; Carpi, L’individuo (), S. 53 und S. 65 f. Moyses oder Jakob und möglicherweise auch Abraham waren als Kopisten tätig, vgl. Haverkamp, Hebräische Berichte (), S. 143–149.↩︎

  17. Wie Anm. 2.↩︎

  18. Ammann, Judengeschäfte (), S. 55–57. Möglicherweise war sie auch nicht persönlich in Treviso, sondern ließ sich von ihrem Bruder Mathis eintragen.↩︎

  19. ASTv, Notarile I (), b. 255, q. 1457–1458, 30r.↩︎

  20. GJ III, 2 (), S. 1520 Anm. 256.↩︎

  21. Wie Anm. 2.↩︎

  22. GJ III, 2 (), S. 1519 Anm. 243.↩︎

  23. Möschter, Juden (), Quelle 21.↩︎

  24. BibCap, AP (), scat. 7, q. 1425, 23r.↩︎